Wer einen Artikel schreibt, eine Broschüre gestaltet, sich auf ein Gespräch vorbereitet oder eine Veranstaltung plant, stößt früher oder später auf die elementare Frage nach der korrekten Ansprache der Zielgruppe. Sagt man nun Sie oder Du? Unser Artikel befasst sich genau damit und erklärt, welche Gegebenheiten für das „Siezen“ beziehungsweise „Duzen“ sprechen.
Die Anrede im Wandel der Zeit
Früher war definitiv nicht alles besser, doch was die korrekte Anrede betrifft, hatte man es in den 80ern vergleichsweise leicht: erwachsene Fremde, sowie Kunden und Höhergestellte wurden kategorisch gesiezt. Die Frage nach dem Sie oder Du stellte sich eigentlich gar nicht. Ab 2000 machte sich hier ein Wandel bemerkbar. Plötzlich galt Siezen als spießig und nicht mehr als Ausdruck von Höflichkeit und Respekt. Kein Wunder also, dass heute vielerorts die pure Verwirrung herrscht: „Sie oder Du“ ist zur Geschmacksfrage geworden.
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Sie oder Du: Der örtliche Unterschied
Seit rund 200 Jahren wird im deutschsprachigen Raum zwischen Sie und Du unterschieden, zuvor waren die Anreden „Ihr“ und Du, à la „Wie kann ich Euch behilflich sein, Eure Hoheit?“, üblich. In anderen Ländern fallen diese Höflichkeitsformen von vorneherein unter den Tisch: Wer englisch spricht, verwendet „you“ und ist fein raus und auch in Schweden wird seit den 70er Jahren grundsätzlich geduzt. Wesentlich komplizierter halten es die Ungarn, die sogar drei verschiedene Anredeformen kennen und nutzen. Ob Sie oder Du hängt also maßgeblich davon ab, in welchem Land man sich befindet.
Ob Sie oder Du, entscheidet sich nach Branchenzweig und Zielgruppe
Betritt man eine Bank, wird man mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit gesiezt, im Supermarkt scheint die Ansprache von der Laune der Kassiererin abzuhängen und in einem hippen Szene-Café gehört das Du zum guten Ton. Ob man nun also mit Sie oder Du angeredet wird, richtet sich nach dem Kontext und der Örtlichkeit. Im Folgenden widmen wir uns den individuellen Gegebenheiten in Bezug auf altersspezifische Zielgruppen und breitgefächerte Branchen.
Zielgruppe U35
Bei den unter 35-Jährigen genießt das Sie keinen besonders guten Ruf. Die junge Generation legt nicht viel Wert auf höfliche Distanz und fühlt sich wohler, wenn sie auf Augenhöhe angesprochen wird. In Betrieben mit junger Mitarbeiterschaft ist dementsprechend selbst das Duzen des Vorgesetzten keine Seltenheit.
Zielgruppe Ü35
Menschen über 35 sind zu einer Zeit aufgewachsen, in der das „Sie“ an der Tagesordnung war. Personen dieser Altersgruppe erwarten daher oftmals gesiezt zu werden und zwar ganz egal, ob sie es mit einem jüngeren oder älteren Gegenüber zu tun haben.
Sozialer Bereich, Medien-, Kreativ-, IT- und Handwerkerbranche
Im sozialen Bereich und unter Handwerkern hat das Du eine gewisse Tradition. Auf der Baustelle wurde selbst in den 80ern eher selten gesiezt und auch in der modernen Medien-, Kreativ- und IT-Branche ist ein „Sie“ kaum einmal mehr zu hören.
Juristischer und industrieller Bereich, Berater- und Finanzbranche
Ganz anders sieht es beispielsweise unter Juristen, Steuerfachlern und Finanzberatern aus. Hier ist das Sie nach wie vor nicht wegzudenken. Man könnte also die grobe – und zugegebenermaßen nicht universell anwendbare – Faustregel aufstellen: Je teurer der Anzug und je enger die Krawatte, desto wichtiger ist die Ansprache mit der Höflichkeitsform.
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Wirkungsweise der jeweiligen Anrede
Wenn Sie sich fragen, ob Sie in Ihrer individuellen Situation nun zum Sie oder Du greifen sollen, sollten Sie sich einmal intensiv damit befassen, wie die einzelnen Ansprachen überhaupt auf Ihr Gegenüber, beziehungsweise auf den Empfänger Ihrer Nachricht, wirken. Mit einem Du begegnen Sie der jeweiligen Person auf persönlicher Ebene. Damit sorgen Sie für eine flache Hierarchie, stärken das „Wir-Gefühl“ und bauen eventuell vorhandene Hemmschwellen ab. Allerdings nur, wenn Ihr Gegenüber positiv auf das Du reagiert. Andernfalls kann die fehlende Höflichkeitsform schnell als Beleidigung aufgefasst werden und das genaue Gegenteil bewirken. Denn in den Köpfen vieler Menschen ist das Sie immer noch als respektvoller Standard abgespeichert. Doch auch mit einem Sie liegen Sie nicht zwangsläufig immer richtig. Vielerorts gilt es zwar nach wie vor als die professionellere Variante, doch es kann Sie auch schnell in die „Snob-Schublade“ manövrieren. Fakt ist: Die Zeiten, in denen ein „Sie“ ausnahmslos für Professionalität und Kompetenz stand, während ein „Du“ den ewigen Studenten und Kulturbanausen vorbehalten war, sind definitiv vorbei. Leider gibt es heute keine pauschalen Spielregeln, was die Anrede mit Sie oder Du betrifft. Es kommt immer auf den Kontext und die persönliche Einstellung des Angesprochenen an.
Egal ob Sie oder Du: Der Ton macht die Musik
Letztendlich müssen Sie also immer im Einzelfall entscheiden, welche Anrede Sie für angemessen halten. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass es längst nicht nur auf die Anrede mit Sie oder Du ankommt. Eine durchdacht formulierte Ansprache mit einem „Du“ kann weitaus höflicher und kompetenter wirken, als ein Satz mit „Sie“, dem es an Inhalt oder Freundlichkeit mangelt. Sprich: Ein Du allein macht Sie nicht zum Kumpel und ein Sie nicht zum Boss.
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